Wie kommt man (frau) auf ein Tinkerpony?
- 23(!!) Jahre lang ein eigenes Pferd (Tanja 90) zum Freund gehabt!
- über 1 Jahr Vorbereitungszeit genutzt!
- alle guten Dinge sind eben 3 (Anläufe ein Pferd zu kaufen) !
- wie bekomme ich möglichst schnell wieder einen solchen genialen Kumpel?
- mit dem richtigen Konzept geht alles: Be Strict !
Vorgeschiche:
Ich kann mich nicht mehr erinnern, wann der Pferdevirus mich erwischt hat; sicher gleich nach meiner Geburt...
Die folgenden Jahre bin ich von Weiden, Unterständen und Umherlaufenden Pferden magisch angezogen worden. Als ich mit nicht ganz 7 Jahren den Verlusst meines Grossvater zu bewältigen hatte, wurde mir auch langsam Bewusst, das dies zur Folge hatte, dass ich kein Pony bekomme.
Pony-Reiten an Ausflugszielen, Reitunterrichte in den Ferienorten, Reiterurlaub und dann endlich war ich 17. Nicht, dass dies ein besonderes Alter war, nur habe ich in diesem Jahr meine Eltern dann endlich so weich geklopft bekommen, dass ich ein Pferd bekommen sollte: Mein Vater setzte ein Preislimit und sein Vetter organisierte das Pferdeanschauen. An zweie kann ich mich noch erinnern, von dem einen bin ich sogar Runtergesegelt. Am Montag dem 04.08. war wieder ein Ansichtstermin. Eine 7-Jährige Fuchsstute (ich mochte Füchse sehr!), die gut ausgebildet in den Unteren Klassen Dressur und Springen lief. Bei einem Stockmass von 160 m ist sie mir dann über einen 150m hohen Sprung vorgeführt worden, was mich weder interessiert, noch beeindruckt hat; denn ich hatte sie gesehen und das war es. Na gut, noch einen kurzen Probe-Geländeausritt mit aufkommendem Gewitter und durchgegangenen Pferden und ich hatte meinen Pflichtteil (bin oben geblieben!) erledigt. Mittwochs wurde sie dann nochmal von einem Pferdekenner ausprobiert, ein Freund des Vetters und der Kauf verhandelt.
Am Freitag den 08.08.1980 war sie dann endlich da: meine Dicke!
Mit abgekrotzter Mähne und Schweif, das war mir aber egal! Überglücklich habe ich natürlich dann auch gleich mit Ihr versucht zurechtzukommen; ist ja ein Pferd und ich hab` das lieb und reiten kann ich ja schliesslich auch... 10 Tage später bekam ich erst mal einen Dämpfer: auf der Wiese durchgehen und durch Mangel an Zügeln einen Sturz beim Versuch einen Graben zu überspringen. Das Ergebnis war jedoch recht harmlos: Tanja lief brav nach hause; ich auch aber mit einem gebrochenen Nasenbein und ca. einer Stunde Verspätung.
Da ist halt Vollblut drinne, dafür ist Sie keine Schlaftablette, gut, dass mir das mit der Zeit immer wichtiger wurde. Wir haben sicher so ca. 2-3Jahre gebraucht, bis wir uns richtig auf einander verlassen konnten, haben bei einer kleinen Fuchsjagt auch mal mitgemacht und gewonnen(!). Doch ausser ein paar Reitstunden im nahe gelegenen Reitstall haben wir keine Ambitionen in irgend eine Richtung bekommen. Ich lernte von der super ausgebildeten Stute viel und wir trotteten so durch das Leben. Nach diversen Stallwechseln und Reitbeteiligungen war sie mir aber immer ein treuer Freund.
Nachdem ich mir sicher war, das wir in unserem letztern Stall angekommen waren (noch mal vielen Dank an unsere gute Sele Rosel), fand ich die Liebe meines Lebens und wollte dann doch aus dem schönen Darmstadt nach Birkenfeld (BWB) ziehen. So musste mein Altes Mädchen dann doch noch einen Umzug über sich ergehen lassen. Da es aber wirklich sehr schön wurde hat sie mir den erneuten Umzug sicher verziehen.
Suchen:
Wenn man ein älteres Pferd hat, dass nicht mehr ganz fitt ist, dann überlegt man sich schon das ein oder andere Mal:
WAS WÄRE WENN????
So habe ich mich schon ca. ein gutes Jahr vor Ihrem unschönen Tod mit einem Nachfolgemodell beschäftigt: Es sollte nicht so gross, kräftig ruhig und für die Kutsche geeignet sein. Irgendwann kommt man dann automatisch auf den Tinker!
Kaufen:
Ca. einen Monat nach dem Tanja auf die grosse Wiese ging war dann mein Traumpferd im Internet:
Colin, frisch aus Irland importiert, eine süsse ca. 7-jährige Fuchsstute mit breiter Blesse und 4 weissen Füssen!!!
Gleich hingefahren und angeschaut. Leider hatte sie mittlerweile die Rotze und ich sollte sie erst in 3-4 Wochen wieder anschauen kommen. Ich war davon überzeugt, dass sie die Richtige für mich ist. Gleich kam mir der Gedanke: von diesem Glück muss die ganze Welt erfahren und somit sollte mein Pony natürlich auch eine eigene HP bekommen. Also gleich mal eine Web-Adresse geholt und überlegt, was da nun alles rein soll. Mittlerweile waren die 4 Wochen um und der Samstag mit Proberitt und die Lieferung war auch durchgesprochen. Ich nahm also den Vertrag zur Ansicht mit und vereinbarte, dass ich mich dann wegen der Anzahlung und des Vertrages wieder melde. Sonntags noch Überglücklich platzte der Traum am Montag! Als ich anrief hiess es: Die Stute ist verkauft, sie haben sich ja nicht mehr gemeldet. Alle Absprachen waren nichts mehr wert und ich wollte es nicht wahr haben. Ich fing an, mich über mich und meine Naivität so zu ärgern dass ich recht übellaunig wurde. Da kamen dann auch Zweifel auf, ob ich tatsächlich wieder ein Pferdel haben sollte.
4 Wochen Kur und die Sehnsucht war gigantisch. Egal wo ich etwas sah, das nur im entferntesten nach Pony aussah verrengte ich meinen Hals. Schaute auf Spaziergängen immer wieder bei Pferdeweiden nach den Hotties.
Aus der Kur zurück war klar: es gibt ein Tinkerpony, wenn auch der erste Anlauf nicht so glücklich gelaufen war. Also wieder das Internet durchforstet, auf Anzeigen reagiert und auch angeschaut was in der näheren Umgebung von Da und PF so angeboten wurde. Eine tolle Kaltblutstute war auch dabei und diverse Tinker. Eine war recht nett, ein Tinkermix, doch kaum hatte ich Interesse angezeigt, war sie auch schon krank. Natürlich wollte ich auch nicht jeden Tinker, der preislich passte. So war bei einem Händler eine 3-Jährige schwarze eigentlich nette mir zu jung, eine 10 Jährige nicht farbig genug und ich dachte nur: irgendwo wartet Deine Maus schon auf Dich.
Das Internet ist schon recht hilfreich, doch ist auch das weit entferne Angebot verlockend. So bin ich nach 2 Telephonaten dann nach Euskirchen gefahren, diesmal mit einer Anzahlung im Gepäck. Natürlich wieder blauäugig liess ich mir die noch etwas scheue Stute noch nicht mal vorlongieren. Anfassen war nicht so toll für JessyP und ich sollte sie auf jeden Fall erst mal nicht zu den Anderen auf die Weide stellen, da sie ansonsten gleich wieder verwildert... Wollte ich wirklich so etwas? Anscheinend, ich unterschrieb den Vertrag, leistete die Anzahlung und nachdem der Tierarzt sein o.k. gegeben hätte sollte sie dann 3 Tage später zu mir gebracht werden.
Wieder Glücklich, doch verhaltener wie das letzte Mal berichtete ich zu hause den Kauf und machte auf dem Hof auch schon alles klar.
Dann kam der Dienstag, der Tierarzt fand eine Unregelmässigkeit in der einen Hinterhand, die anscheinend doch noch nicht auskuriert war(!!??!!); naja ich quälte mich den gesamten Dienstag und trat am Mittwoch vom Kaufvertrag zurück. Also wieder nix, doch ich hatte kein gutes Gefühl und wollte nicht nochmal einen Monat warten, auf ein Pony, dass ich dann evtl. doch nicht nehmen würde. Die schlechte Laune, bzw. der Frust kam dann leider wieder recht heftig und darüber ärgerte ich mich natürlich auch wieder. War ich zu ungeduldig gewesen und wollte es auf dem Knie entzweibrechen?
Irgendwo wartet Deine Maus schon auf Dich!
Finden:
Am Donnerstagabend rief die Frau eines Händlers ganz in der Nähe an, ihr Mann hätte heute eine Stute mitgebracht, die könnte etwas für mich sein. Ohne Euphorie sagte ich zu sie mir Freitags oder Samstags anzuschauen. Telefonhörer aufgelegt und mich meinem Mann und der Vorbereitung unseres Abendessens zugewendet war für Ihn klar: Du fährst da sofort hin!
Ich muss echt schlecht drauf gewesen sein und er hoffte wohl auf Besserung ...
Jedenfalls fuhr ich hin und beim Parken war schon die Überraschung gross: 2 aus meinem Stall waren auch zur Ansicht eines Pferdels da. Ich ging dann mit den Beiden auf den Hof und wir bekamen gezeigt, wo unsere Favoriten stehen.
Ich lief immer noch recht demotiviert zu der Box. Dann machte der Händler die Türe auf und ich traute meinen Augen nicht:
Da stand eine sehr nett drein schauende Tinkerlady mit recht viel Farbe. Naja, erst mal Halfter drauf machen lassen und aus der Box holen lassen, die sieht sicher nicht rundum nett aus ...
Draussen war es natürlich schon dunkel und das Neonlicht ist ja auch nicht so toll ...das kann ja nicht sein...erst mal keine groben Fehler machen, wie schaut`s mit einem Proberitt aus?
Kein Problem, die Tochter sattelte und ging in die Halle. Hier war das Licht doch recht gut und unter dem Sattel machte sie keine schlechte Figur! Flott und schöne Bewegungen. Naja ich komme sicherlich nicht mit ihr zurecht. Drauf gesetzt und sofort wohl gefühlt, nochmal von meiner Stallnachbarin testen lassen. Auch sie fand` sie nett zu reiten. Na dann nochmal drauf und richtig getestet. Dann auch mal Schritt und etwas verschnaufen lassen. Doch was macht da das flotte Lottchen: wir wälzen uns mit samt dem Sattel und ich war auch noch fast drunter (sowas hat Tanja nie gemacht!!). Hm, war ja doch irgendwie nett. Aber halt, ich wollte ein Pony, das ich auch ohne Sattel reiten kann und vor allem wo ich auch noch drauf komme (eigentlich war Lotte viel zu gross!). Sattel runter, damit sie sich nun ohne ihn wälzen kann und dann allee hopp das funktioniert ja wunderbar, sie bleibt lieb stehen bis ich richtig sitze und läuft wieder brav, ganz nach meinen Vorstellungen. Nun ist aber auch das andere Pony zum Testen in der Halle und Lottchen soll sich ruhig wieder wälzen. Doch kein Halfter ist parat, also steht sie ca. 2 m neben dem Hufschlag, ohne Halfter, nur meinen Arm um sie geschlungen und geniesst das gekrault werden. Und auch als das Reitpony meint durchgehen zu müssen und an ihr vorbeifetzt bleibt sie cool! Kommentar des Händlers: wie hast Du die denn narkotisiert?
Immer noch etwas skeptisch, wollte ich natürlich erst noch den Tierarzt abwarten. Freitag hatte er keine Zeit und Montag war mir dann doch zu lange. So rief ich unseren Tierheilpraktiker an er untersuchte dann am Samstag und gleich anschliessend wurde mir die Süsse dann in den Stall gebracht.
Das war der 13.03.2004 und seitdem habe ich eine Tinkerlady und möchte sie nicht mehr missen.
Konzept zum Glücklich sein:
Natürlich war der erste Eindruck nicht ganz der Zustand, der sich dann einstellte:
Lieb` war sie natürlich, doch auch frech und zappelig. Eben wie ein Kind das seine Grenzen austestet. Eigentlich fand` ich das nicht so schlimm, doch was dann richtig zum Nachdenken brachte war die Tatsache, das sie nicht zu kontrollieren war, im Gelände beim Galopp!!!
Da bin ich dann sogar mit dem Tellington-Gebiss nicht weiter gekommen...
Eine gute Stallnachbarin ist da Gold wert. So bin ich über ihre Bücher Be strict und Be strict im Sattel von Mike Geitner auf eine geniale Methode aufmerksam geworden. Das was ich mit meiner Dicken über Jahre erarbeitet hatte konnte ich nun auch mit meinem Zottel hin bekommen. Natürlich haben wir uns gleich bei Mike`s nächstem Kurs in unserer Nähe angemeldet. Es war super; sozusagen einer der Ersten Kurse, die er mit Dualaktivierung gehalten hat.
Völlig motiviert gingen wir aus dem Wochenende raus, und bei genauem Nachdenken sind wir das immer noch. Leider hatte sich das Jahr 2004 nicht als eines der glücklichsten entwickelt und so fangen wir also im Frühjahr 2005 mit der Schule dann richtig an. Die Grundordnung :
Ich Chef Du, Tinkerpony, kannst Dich auf mich verlassen
klappt sogar schon hin und wieder und wir werden immer besser als Team.
Mittlerweile habe ich auch das Gefühl sie zu unterfordern und somit werden wir nun auch regelmässig an der Reitstunde teilnehmen und auf jeden Fall eine Reitbeteiligung suchen.
Ein Beritt ist auch geplant, da ich mir nicht zutraue Ihr die Grundbegriffe so gut rüber zu bringen, wie es ein Profi kann. Ausserdem möchte ich nichts kaputt machen, sie ist ein aussergewöhnliches Pony (naja `n bisserl schwärmen muss auch sein!)
Ich wollte ein ruhiges Verlasspferd haben, mit dem ich durch dick und dünn gehen kann und irgendwann werde ich es auch haben und noch dazu mit pepp.